Sitten und Gebräuche

 

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Das Fässchen Bier sowie   Die Entstehung der Junggesellenfahne und das Fahne-Nageln
Die Pfingstbuche   und  Der erste Pfingstbuchenklau von Emsbüren
Klenne kieken ow de Heimkehr van Olbers Herm
Das Kleppen - ein altes Emsbürener Brauchtum und - Das Kleppen Anfang der achtziger Jahre
Die Ostertage: Tagebuch vor 100 Jahren
Das Bürger-Schützenfest an Pfingsten
Die Kirmes und das Kirmeswagenzählen und "Kirmes in Emsbüren"
Hochzeitsbräuche: Kranzbinden, Röschenmachen, Hahnholen und die "Burenhochtied in alter Zeit"
De Hochtiedsnöger
Bräuche zur Geburt eines Kindes: Das Kindpinkeln und Weggen-Wegbringen
Geburtstagsbräuche: Fegen, Schachtelkranz, Sockenkranz und Klinke-Putzen
Nachbarschaften in Emsbüren

                                                                

Das Fässchen Bier
 
 
In alten Zeiten gab es noch den Brauch: „Fässchen Bier“.
 
Wenn ein Junggeselle ein Mädchen, oder die Tochter eines Schützenbruders einen Mann gefunden hatte, dass er oder sie auch heiraten wollte, bestellte man das Aufgebot beim Pastor. In der Kirche und zwar im Hochamt wurde dieses Ereignis dann an drei Sonntagen verkündet. Die Predigten fanden noch von der Kanzel aus statt. Ebenso das Verkünden der kirchlichen Nachrichten.

                                              Die alte Kanzel in der St. Andreas-Kirche

Wenn man nun das erste Mal von der „Kanzel gefallen“ war, machten sich die Schäffner auf, das Brautpaar nach dem Hochamt zu besuchen. Es wurde die obligatorische Frage gestellt: „Möchtest du ein Fässchen Bier ausgeben.“ Die Antwort war immer die gleiche; „Ja“ und zwar beim Nachbarwirt. Der Termin wurde festgelegt. Es war fast immer ein Montag.
                                             
 
Warum unsere Vorfahren diesen Tag aussuchten, lässt sich nur erraten. Vielleicht hilft folgende Feststellung: in den Nachbargemeinden fand das Schützenfest immer am Montag statt und die Kirmes auch. Man fuhr also gern nach dem „Fässchen Bier“ noch mit Pikkemaats oder „Wobben Knorkes“ Kleinbus in den Nachbarort um weiter zu feiern. Fand dort kein Fest statt, wurde oftmals für ein zweites Fass gesammelt.
 
Höhepunkt war immer das Anbringen des Fahnennagels. Drei Junggesellen wurden als Fahnenträger durch den ersten Schäffner bestimmt. Sie verschwanden in der Küche und wurden bis zur Unkenntlichkeit verkleidet. Mit einer lustigen Ansprache über den Lebenslauf der oder des Ausgebenden wurde der Fahnennagel dann angeheftet. Da man von Sonntag bis Montag den silbernen Fahnennagel nicht bekommen konnte, wurde als Ersatz ein Bierdeckel mit den Namen des Brautpaares auf die Fahnenspitze gehaftet. Die heutige Junggesellenfahne wurde von Maria Tentrup im Jahre 1961 genäht. Nach alten Jahresberichten und alten Fotos hat es auch früher schon eine Fahne für die Junggesellen gegeben.
 
   

im Gastraum der Bäckerei Sabel:Evering" MissiFass-Bier von Siegfried "
An der Fahne Heiko Wolter, Eduard Oldiges und Andreas Möller (van Graes)


 
    


Auf Grund der vielen Termine, die die Junggesellen haben, werden heute mehrere „Fässchen Bier“ zusammen gelegt. Der alte Brauch ist allerdings geblieben.

Auch die verheirateten Emsbürener, die nicht mehr zum „Fässchen Bier“ eingeladen waren, hielten am montäglichen Ausgang fest. Man nannte den Montag oftmals den „Wirtesonntag“. Die Wirte besuchten ihre Nachbarwirte. Die meisten hatten es ja nicht so weit. Da es aber in der Regel viele waren, besuchte man an einem Montag die Wirte zur rechten Seite, am anderen die zur linken. Der Dämmerschoppen am Montag hat sich so lange in Emsbüren gehalten, wie das Hotel Möller bestand. Man sprach dann in Anlehnung einer Fernsehsendung von den „Montagsmalern“.
 
An diesen Abenden wurden dann die Neuigkeiten ausgetauscht. So manche Geschichte droht verloren zu gehen.
(HH)

 
 
Die Entstehung der Fahne der Junggesellen des Bürgerschützenvereins Emsbüren
       und das "Fahne-Nageln"

                                                                     

Die Junggesellenfahne ist entstanden in der Schäffnerzeit von Heinrich Hölscher Sen.

Hermann Kamping berichtet:
Es gab damals bereits eine Fahne, welche aus einem Spültuch und einem Besenstiel bestand und „Kack de Malör“ genannt wurde (hat nix mit der heutigen Gaststätte Malör zu tun, die gab es damals noch nicht). Der Name "Kack de Malör" entstand, als der Fahnenträger "Dankelmanns Pitti" (aus der damaligen Klempnerei Dankelmann im Dalhok) mit der Fahne in der Kneipe Barkeling vom Tisch sprang, sich am Bein verletzte und schrie: "Kack de Malör..." Das war 1959.


Da dieses Stück aber nicht den Anforderungen genügte wurde im Stoffgeschäft Holterhus Fahneseide gekauft und der Schneider Köster damit beauftragt das Schnittmuster zu entwerfen. Zusammengenäht hat die Fahne Tentrups Mia für einen Kasten Pralinen.

Der Kommandeur des Schützenvereins Hans Albers unterstützte die an der Herstellung beteiligten mit Wurst und Kartoffelsalat. Hermann Kamping war zuständig für die "Projektion des ROLINCK-Emblems" auf den Fahnenstoff. Es musste damals alles per Hand aufgezeichnet werden.

Für das Rolinck-Emblem gab es von der Rolinck-Brauerei ein Fass Bier, welches bei der Einweihung der Fahne verköstigt wurde.

Der erste Nagel ist das Datum der Einweihung der Fahne - 1961. Die Fahne ist somit über 50 Jahre alt.

   Das Fahne-Nageln verlief ursprünglich so, das die Schäffner nach der 1. Verkündigung
   der Hochzeit in der Kirche  (eine Hochzeit musste 3 Mal verkündigt werden,
   falls bis dahin keine Widersprüche kamen, durften die Brautleute heiraten)
   am Sonntagnachmittag zum Brautpaar gingen um zu gratulieren.

  Da oftmals 2 - 3 Hochzeiten gleichzeitig verkündet wurden, hatten die Schäffner
  ein hartes Programm und waren meist bereits beim 2. Gratulieren tüchtig erheitert.
  Die Brautleute des 3. Gratulanten war daher oftmals sauer, da die Schäffner spät kamen und durch
 den Genuss der ihnen angebotenen Getränke in "erhöhter Festtagsstimmung"  waren.


 

Das Fässchen Bier fand meist am Montag statt und häufig gab es wochenlang ein oder mehrere Fässchen Bier,
die von den Junggesellen gerne angenommen wurden. Es mussten keine Einladungen geschrieben werden, durch
Mundpropaganda wusste jeder bescheid und so kamen oft 30 - 40, teilweise auch 50 Junggesellen, die wenig Geld  und viel Durst hatten.

Das Fass Bier wurde ursprünglich von der Braut ausgegeben in einer Gaststätte ihrer Wahl, meist der Laden mit Kneipe wo auch eingekauft wurde.

Die Blütezeit des Fahnen-Nagelns und der Fässchen Bier ging bis in die 70er Jahre, (Schäffnerzeit von Book-Heine und Schopper-Bernd), in späteren Jahren wurde der Nagel auch mal vergessen und symbolisch wurde ein Bierdeckel mit den Namen der Brautleute auf die Fahnenspitze gehauen, einige Nägel sind durch den harten Gebrauch der Fahne bereits abgefallen und verloren. Teilweise kamen dann nur noch wenige Junggesellen und es wurde an der Theke ein paar Runden Bier ausgegeben. In jüngerer Zeit haben sich oftmals mehrere Junggesellen zusammengetan, um gemeinsam das „Fassbier“ zu veranstalten.

Die folgenden Bilder sind ein Eindruck aus der jüngeren Zeit
 

   

 
 

    


Die Fahne war oft verschollen, ist bislang aber immer wieder aufgetaucht. Sie wurde auf einer Versammlung des Schützenvereins sogar einmal für verbrannt erklärt, was tumultartige Zustände besonders unter der älteren Generation hervorrief (man erkennt daran die enge emotionale Bindung an diese Fahne, die mit Sicherheit viele Erlebnisse hinter sich hat…)

Wie sich herausstellte war es jedoch nicht so, sodass wir die Fahne heute unversehrt in unseren Händen halten können. Sie hat ihren festen Platz beim Vereinswirt "Emsländischer Hof" im Schaukasten neben der Bürgerschützenfahne gefunden.

(OS)


                                                                

Die Pfingstbuche
 

Das Einholen der Pfingstbuche am Samstag vor dem Pfingstfest läutet das Schützenfest der Emsbürener Bürgerschützen ein, wie alt dieser Brauch genau ist, kann man nicht mehr genau sagen.
Schon ein paar Tage vorher begeben sich die Schäffner des Vereins auf die Suche nach einem geeigneten Baum. Seit dem Jahre 1948 finden sie diesen regelmäßig beim Bauern Imming in Mehringen. Am Samstag nachmittags findet dann bei Imming der Besuch statt.
Dabei sind die beiden Schäffner und der Vereinswirt, der natürlich auch für die flüssige Nahrung zu sorgen hat. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es beim Sägen des Baumes fürchterlich „staubt“. Nach einigen Versuchen klappt es dann auch und der Baum fällt. Darauf muß natürlich ein Schnäpschen und ein Bier getrunken werden. Dabei haben Opa Imming und Immings Herm nicht weggeschaut.

 

   

                                           Pfingstbuche 1949 - Kreuzstraße                                         1950 - Kirchenmauer vor Book (Fröhlich)

Nachdem der Baum dann, früher mit Pferd und Wagen, heute mit dem Traktor, zu Plagge (gen. Ackermann) gebracht wurde warteten dort schon die Junggesellen des Bürgerschützenvereins. Manchem Schäffner fiel es schon recht schwer, nach dem Fällen des Baumes und „Entstauben“ des Sägeplatzes, den Zug durch die Gemeinde zu begleiten. Um 20.00 Uhr ging es dann los; der Kreuzweg vorbei an 14 Stationen begann und es gab früher immer nur Schnäpschen zu trinken.
Wenn im Jahr vorher ein Junggeselle Schützenkönig war, nahm dieser auf dem Baum Platz. Das ungewohnte Trinken waren die Junggesellen nicht gewohnt und so manch einer kam nicht bis zur Endstation, dem Vereinswirt. Bei der Brennerei Kuipers wurde immer das Emsbürener Lied „Wie bint de Bürschker Jungen“, getextet und vertont durch „ Backebernds Iwi “(Wilhelm van Lengerich, Bäckerei), gesungen. Unterwegs wurde natürlich auch gesungen und zwar sang man Volkslieder. Diese Lieder lernte man auf dem „Fässchen Bier“, aber dazu später mehr.
Während man bis zur Gaststätte Kuipers nur drei Stationen zu bewältigen hatte, ging es nun Schlag auf Schlag. Zwischen Kuipers und der nächsten Kneipe, „Backebernds Kline“, war nur ein Haus. Von hier zu Sager gab es wieder nur ein Haus zwischen den Kneipen, um dann nach einem Zwischengebäude gleich bei zwei Kneipen zu landen, „Hungeling“ (früher Nadorf) und „Öhm Wilm“ (früher Hölscher). Hier schaltete sich auch schon mal die Gaststätte van Lengerich (gehörte zur Pflugfabrik) ein, so, daß man kaum noch dagegen trinken konnte. Aber es ging so weiter: Haus- Kneipe Kamphues, Haus Köster- Kneipe Hölscher. Endlich mal drei Häuser dazwischen, aber dafür gleich wieder zwei Gaststätten: Hotel Möller und Barkeling. Wenn das Fest im Hotel Möller stattfand war hier Endstation, ansonsten ging es noch bis Evering. Hier konnte man dann sagen: Es ist vollbracht. Aber der schwierigste Gang stand noch bevor. Die Buche musste aufgestellt werden, was mit Hilfe von Leitern und Seilen bis heute ohne grössere Schäden ablief. Der Pfingstsonntag war dann verdienter Ruhetag für alle Schützenbrüder.

Hier jetzt ein Bericht der lange in Emsbüren, von 1897 bis 1928, tätigen Lehrerin Frl. Röckener (1866-1954). Zitat: (original liegt vor). Abends vor Pfingsten wurden zwei Bäume geholt, eine Buche und eine Erle. Die Buche wurde vor dem Vereinslokal, die Erle auf der Kreuzstrasse aufgepflanzt. Dabei wurde gesungen, getrunken und um den Baum getanzt. Auch unterwegs wurde schon mal Halt gemacht und ein Schnäpschen getrunken. Die Bäume blieben stehen bis Schützenfest.(Dienstag). Dann wurde 3x herumgetanzt, getrunken und der Baum wurde verkauft. Das Geld kam in die Schützenkasse.

Das Schützenfest fand, wie auch heute noch, am Pfingstdienstag statt. Der Pfingstmontag war noch nicht in den Schützenfestablauf eingebunden. Die Pfingstbuche wurde am Mittwoch wieder zurück gebracht. Man feierte dieses tolle Fest wohl in alten Zeiten so ausgiebig, das es ab und zu ausartete. Es ging so weit, dass dieser Brauch auf das Bitten der Geistlichkeit abgeschafft wurde. Als Ersatz dafür machten die Emsbürener Schützen den Pfingstmontag zum Feiertag. Erst nach dem II. Weltkrieg im Jahre 1948 wurde auf der Generalversammlung beschlossen, das Einholen und Zurückbringen der Pfingstbuche wieder einzuführen. Schützenkönig wurde im Jahre 1948 der Uhrmachermeister Josef Hölscher, Königin war seine Frau Elisabeth. Als man am Mittwochmorgen an der Buche erschien, war der Schrecken groß. Die Buche war verschwunden. Nach einer Brandrede des späteren Bürgermeisters Franz Silies und einem Protestmarsch durch das ganze Dorf, hin zum Präsidenten Bernhard Tiemann wurde vom Holweg bei „Schmeings Kämpken“ ein neuer Baum gefällt und zurück gebracht. Eine alte Tradition war zu neuem Leben erweckt worden.
 

  


                                       Pfingstmittwoch in den 1950er Jahren: Fällen der Pfingstbuche beim Festwirt Evering
                                                                      und der anschliessende Weg durch das Dorf

 

      


Natürlich musste die Pfingstbuche auch wieder zurück gebracht werden. Sie wurde beim Festwirt „ amerikanisch“ versteigert. Der Auktionator sorgte dafür, dass immer ein Käufer aus dem Hagen den Zuschlag erhielt, um einen möglichst langen Weg, vorbei an allen Kneipen, zu bewältigen. Meistens war Opa Albers gen. „Pöttker Heine“ der Käufer. Unterwegs wurde an jeder Kneipe Station gemacht, ein Stück der Buche abgesägt, mit der Jahreszahl versehen und dann dem Wirt gegen Ausgabe einer Runde überlassen. An jeder Gaststätte wurde gesungen. Ein „Auserwählter“ vergab dann mit sehr lustigen Reden Orden an „Verdiente Schützenbrüder“. Allerdings gab es auch einmal eine Ausnahme: Man war mit der Buche In der „Lange Straße“. Die allseits beliebte Ordensschwester Dosithea fuhr mit dem Fahrrad die Straße entlang und wurde von „Book Heine“ (Heinz Fröhlich) angehalten und um einen Tanz gebeten. Sie stieg ab und tanzte nach der Musik des „Panik Orchesters“ mit „Book Heine“ den Schneewalzer. „Schopper Bernd“ (Bernhard Silies) hielt eine angemessene Rede und überreichte Schwester Dosithea einen übergroßen Orden. Eine tolle Bemerkung kam aus den Reihen der angetretenen Schützenbrüder: „Nun weiß ich auch wo der Name Ordensschwester herkommt“. Darüber hat selbst die Lingener Tagespost berichtet. Die Tradition des Pfingstmittwoch ist bis heute geblieben und wird hoffentlich bestehen bleiben. Die Pfingstbuche wird auch heute noch versteigert, aber nicht mehr durchs Dorf getragen. Aber der Gang durchs Dorf findet auch heute noch großen Anklang, auch wenn die Kneipen weniger geworden sind.
(HH)


Artikel aus der Lingener Tagespost vom 5.6.2000:
"Schwester Dosithea tanzte mit Book-Heine Walzer"

   
 


 
 

   oben:  "Das Einholen der Pfingstbuche am Pfingstsamstag in Immings Wald an der Ems in Mehringen 1995"

   unten: Die Stationen der Pfingstbuche im Dorf 1999
 
     
  Plagge (Ackermann) - Fokus - Sabel - Kuipers - Malör - Herzogsdeele (leider keine Bilder) -
Kamphues - Hölscher - Hotel Möller (in dem Jahr Festwirt)- sonst bis zum Gasthof Evering
 

Das Aufstellen der Pfingstbuche beim Hotel Möller
 

Der erste Pfingstbuchenklau von Emsbüren
 
 
Der Schützenverein von Emsbüren hat zu seinem Schützenfest eine alte Tradition: 
 
                                        „Das Pfingstbuche einholen und natürlich das Zurückbringen“. 
 
 
Das zweite offizielle Schützenfest wurde 1948 im Saal Evering gefeiert.
 
Als man am Mittwoch nach Pfingsten zum Festwirt kam war der Schreck groß: Die Pfingstbuche war verschwunden.
Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich die Botschaft durch den „ÖHM“ in ganz Emsbüren. Alle Mitglieder versammelten sich beim Wirt Evering.
Man enztschloß sich zu einem Protestmarsch durchs Dorf, hin zum Präsidenten Bernhard Tiemann (Schulrektor in Emsbüren).
Dort hielt der spätere Bürgermeister von Emsbüren eine gewaltige Rede mit seinen markantigen Aussprüchen. (Sein Blut.......)
Man entschied sich zum sofortigen Fällen eines neuen Baumes am Kolkweg. Unter großem Jubel wurde der Baum dann zum Festwirt und von da aus durchs ganze Dorf getragen hin zum Käufer.
Und der kam immer aus dem Hagen (Pöttkers Opa).
 
An jeder Kneipe wurde ein Stopp eingelegt und für den Wirt gegen Ausgabe einer Runde Bier ein kurzes Stück der Baumes abgesägt und mit der Jahreszahl versehen.
 
Der Täter wurde später ermittelt: Es war der Maurermeister Karl Deiters.
 
 
Als nach dem Kriege „Backebernds Meiken“ wieder aufgebaut wurde,(heute Wohnhaus der Familie Tischler Dankelmann) gab es den Maurer Gerd  Schüring aus Leschede, der dem Bauherren zu verstehen gab:“ Dat is bi mi ganz komisch; wann ick wat to schmöken heb, dann kann ick full better und vull dröcker arbäden“.
Eine schöne Anspielung an den Bauherren.
(HH)
 
        Auch in jüngerer Zeit wird die Pfingstbuche immer wieder von unbelehrbaren beschädigt
 

 

​​​​ Klenne kieken ow de Heimkehr van Olbers Herm
 
 

Klenne kieken -- denn Utdruck is vandage boale utstorven. Un wie sind in'n September 2016. Ik besochte miene Tante Mia un „Old Shatterhand“, mienen Onkel Hermann Albers. Se harren nömlick Hochtiedsdag un zwar den 65. Dat is ja wall wat besünners. Man kennen doot se sick all boale 90 Joar, denn se sind as Noaberskinner midden int Dörp upwassen. As mien Onkel Herm an'n 17. April 1947 ut de französische Gefangenschap utkneppen was, kamm he oabens late, noa denn Besök bi sein Süster Maria Tentrup, de noch up de Spoarkasse wohnden, bie us in'n Huse an. He harre dat inne französische Gefangeschap nich so heel schlimm. Nen Franzosen, dütschke Afstammung, heff em seggt:“ Hermann du musst abhauen. Ich gebe dir Kleidung, dass dich keiner als Soldat erkennt“. He göng nur nachts.

As erstes kamm he bie sein Süster Tentrups Mia an. He schellde anne Döre, Mia mök dat Fenter los un frogte: Wecker is dor. Die Antwort: Icke. Wer is icke? Dien Broar Herm.Se heff em nich forts erkannt. Man doar was de Freude groat. Dann göng et wieder richtung Öllernhus un sie Schwoger, Tentrups Bernd, göng met emm..Un so kloppte he oavens late bie us anne Kneipendöre. Wie satten alle bienene üm den groaten Ovven. Doar was et heller warm. Mien Vader, Hölschkers Franz, göng an de Döre, mök se son Endken los. Wat he doar söch, dat was een zerlumpten un utgemergelten Kerl. „Wie hebt all to un loat de kienene mer rin“. Mien Vader kreg erschütternde Wörder to hören, de ick nie vergetten kann. „Franz, kenns du mie dann nich? Ick bint doch - Herm“. He söch würklich toat bangewern ut. Aber doar wass de Freude heller groat. Onkel Herm wass nich noa Hus hen goan, weil he nich genau wüss wut üm siene Moader stönn. Se was heller krank. De Krankheet konn man nich richtich beschriewen. Ick wörde seggen et was de Sehnsucht noa ähre Jungs, de noch in Gefangenschapp wören. Mien Vader konn't awer nich loaten. Heimlich göng he dört Gastzimmer, sprüng över de Müre van „Bakkebernds Meiken“ (doar wohnt vandage Tünnen-Dankelmanns), un löp noa Olbers Oma un seggte er beschäd. Use Oma wörde up'n Schlag weert better. Aber datt hölt nich lange an, : se wörde weer krank, denn et fehlde immer noch eene van de Jungs. Use Onkel Herm erhöl sick drock. He föng bie Hoffjans an to arbäden un inne Nachtigallenstroate an to bauen. De Keller wörde noch van Hand utschacht.Es wass alles Klei un de Kerls harren oavens dat Gatt möh. 1951 was dann de Hochtied. Sess Kinner kamm'n up de Welt. Un de Ehe holt noch immer. Aber nu weer toat „Klenne kieken“. Also, et wörde richtich Hochtied fiert bie Hölschkers inne Kneipe un int Gastzimmer. Un noat Koffiedrinken göngt inne Nachtigallenstroate toat „Klenne kieken“. Man woll de Utstür bekieken, un tellen of ock genog Beddelaken un Tischdecken doar wören, denn de Taal was von Ort to Ort fastelegt.

H.H.

 

 

 




Das Kleppen
 
                                                                     

Das Kleppen - ein altes Emsbürener Brauchtum

„Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es um es zu besitzen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Getreu diesem Motto versteht sich auch unser Bürgerschützenverein.

Seit Jahrhunderten feiern wir unser Schützenfest. Ebenso pflegen wir altes Brauchtum in unserer Heimat.

Als noch keiner daran dachte, einen Heimatverein zu gründen, haben die Schützenbrüder unseres Vereins neben dem Bürgerschützenverein im Jahre 1948 den Heimatverein gegründet. In den ersten Jahren dieses Vereins wurden Bäume an historischen Punkten gepflanzt und Ruhebänke aufgestellt. Später hat man die Beleuchtung des Wahrzeichens von Emsbüren, unseren Andreasturm, in den Abendstunden angestrahlt. Ebenso wurde das „Kleppen“, das von der Leitung der Schule abgeschafft werden sollte, auf Initiative des Bürgerschützenvereins wieder aufgenommen und somit erhalten.

Wenn vor einigen Wochen in der Lingener Tagespost ein Artikel erschien, in dem das Wort „verkloppen“ genannt wurde, so verweisen wir darauf, dass dieses Wort in Emsbüren nie im Zusammenhang mit dem „Kleppen“ ausgesprochen wurde.

Auch fast alle Mitglieder aus dem Ausschuss, die an der Umbenennung des sog. „Judenkastens“, teilgenommen haben, waren über diese Ausdrucksweise sehr verärgert. Leider hatte keiner den Mut, das auch öffentlich auszusprechen.

Der Vorstand des Bürgerschützenvereins hat aus Pietätsgründen und aufgrund des sensiblen Themas auf einen Leserbrief verzichtet.

Wir möchten aber sehr wohl noch einmal darauf hinweisen, daß der Ausdruck „verkloppen“ zu keiner Zeit in Verbindung mit der heutigen „Bergler Kluse“, gebraucht wurde. Im Übrigen sollte auch noch erwähnt werden, dass das „Kleppen“ urkundlich zum ersten Male Anfang des 19.jhdt. in den Büchern des damaligen Küsters Nadorff erwähnt wurde. Zitat „es muss gekleppet werden“.

Zum Sprachgebrauch sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass man zur damaligen Zeit Niederdeutsch, also Plattdeutsch sprach. Wer diese Sprache nicht beherrscht, kann auch nicht wissen, daß der Ausdruck „verkleppen“ nichts mit verkloppen zu tun hat. Verkleppen heißt im Niederdeutschen ganz einfach nur „verraten“.
HH
 
Links: Die alte Kluse von Berge mit den Originalfiguren (gestohlen in den 70er Jahren) 
Rechts: Die neue Kluse von Berge                         


 

Das Kleppen Anfang der achtziger Jahre


Das Kleppen ist ein alter Brauch in Emsbüren und bereits Anfang des 19 Jahrhunderts erwähnt.

An den drei Kartagen vor Ostern treffen sich die Kinder mit ihren Holzklappern um 6 Uhr auf der Kreuzstraße und gehen nach dem „Ankleppen“ die dreimalige Runde: Die Lange Straße hoch, durch den Kolkweg und zur Kluse von Berge (ehemals „Judenkasten“). Stets wird im bekannten Takt laut gekleppt, nur vor dem Seniorenheim (damals Krankenhaus) bleibt man aus Rücksichtnahme leise.

Vor der Kluse halten die Jungen an und sprechen ein „Vater Unser“ sowie „Gegrüßest seist Du Maria“. Dann geht es durch das Pättken zurück über den Uphok ins Dorf auf die Kreuzstraße.

Mittags um 12 Uhr kommen die Kinder vor der Kirche noch einmal zusammen und gehen drei Runden um die Kirche.

 

Für die heranwachsenden Jungen des Ortes war das Kleppen immer ein ganz besonderes Ereignis und mit viel Aufregung verbunden.

Anfang der achtziger Jahre war es selbstverständlich zum Kleppen zu gehen. Es war ein kleiner Wettbewerb, als erster am Treffpunkt (Kreuzstraße) zu erscheinen, sodass einzelne bereits vor fünf Uhr (vier Uhr?) in der Frühe auf den Beinen waren. Durch gegenseitige „Signalgebung“ mit der Kleppe war es sofort zu erkennen und zu hören, ob jemand im Anmarsch oder schon am Treffpunkt war. Im Dorf zwischen den engen Häusern ist der Schall der Kleppe natürlich um so lauter und interessanter für die Jungen.

Es fiel ebenso der auf, der zu spät oder gar nicht erschien: Diese Kandidaten wurden von der versammelten Mannschaft „abgeholt“, d.h. vor dem Haus bzw. Schlafzimmerfenster wurde er lautstark wachgekleppt bis er auch wirklich dabei war.

Es waren etwa 30 Jungen, die älteren (meistens zwei der älteren Jungen) hatten eine Art Leiterfunktion, die jüngeren mussten sich erst einmal fügen. Eine besondere Ehre war es zudem, zum „Ankleppen“ bestimmt zu werden: Zwei Jungen mussten in wechselseitigem dreimaligem Kleppen das Signal zum Starten geben, und zwar um Punkt sechs Uhr morgens auf der Kreuzstraße.

 

Die Zeit vor dem eigentlichen Beginn des Kleppens wurde durch allerlei Streiche überbrückt, die sich Jungen im entsprechenden Alter einfallen lassen: Ein „Brauch“ war es gewesen, die einzelnen in der Frühe durch Emsbüren fahrenden Autos mit lautstarkem Kleppen anzuhalten und um eine kleine Unterstützung zu bitten. Diese wurde später z.B. in „Regina für alle“ investiert. Zu erwähnen ist, dass diese Sache wohlbekannt war und es keinerlei Beschwerden von Anwohnern oder Autofahrern gab, es „war halt so“.

Nur einmal war ein offensichtlich auswärtiges Fahrzeug (VW Käfer) aus der Richtung Hotel Möller kommend ins Dorf eingefahren (damals noch keine Einbahnstraße). Der Fahrer erschrak unter dem Eindruck der kleppenden Jungen anscheinend derart, dass der Boxermotor im Rückwärtsgang lautstark bis zum Friedhof zu hören war...

Am Donnerstag und Samstag ging man zu den ortsansässigen Bäckereien (Backjob – Sabel - Fröhlich), denn dort wurden um die Zeit frische Brötchen gebacken. Es war selbstverständlich, das die Jungen nach einem lautstarken „Konzert“ vom Bäckermeister ein Brötchen erhielten.

 

Durch Aufregung und Übermut stachelten sich die Jungen natürlich gegenseitig an, man wollte sich beweisen: Ein jährliches Ritual war der Klingelstreich bei einem älteren Herrn an Ecke Schüttorfer Straße / Kolkweg. Da dieser Herr bereits genau Bescheid wusste und oftmals mit einem Handstock hinter einer Ecke auf die Jungen wartete, war der Streich umso herausfordernder. Einige Male gelang das Entwischen nur um Haaresbereite. Die drei Kartage vor Ostern hat sich der Herr sicherlich rot im Kalender angestrichen!

 

Sobald jedoch das Kleppen begann, begingen die Jungen dieses mit der entsprechenden Andacht und Ernsthaftigkeit.

OS



 


Kirmes in Emsbüren und das Kirmeswagenzählen

Zu den größten und ältesten Festen in Emsbüren gehört die Kirmes. In alter Zeit fand die Kirmes am Sonntag und Dienstag statt.
Das rührte daher, daß in Emsbüren fast ausschließlich Katholiken wohnten, die am Sonntag außer füttern und melken keine Arbeiten verrichten durften. So konnten sie natürlich auch nicht das Vieh putzen, das sie auf dem morgendlichen Markt verkaufen wollten.
Also wurde der Markttag auf den Dienstag verlegt. So fand dann auch die anschließende Kirmes am Dienstag statt.
Die ersten Karussells waren natürlich handbetrieben.
Die Schaustellerfamilie Meyer aus Lohne i. Ol. kommt schon seit über 120 Jahren nach Emsbüren. Sie stand bis vor einigen Jahren immer auf dem Parkplatz der Bäckerei Fröhlich an der „Lange Straße“. Es entstanden natürlich zwischen den Schaustellerfamilien und der einheimischen Bevölkerung Freundschaften. So war zum Beispiel Helmut Fröhlich der Pate eines der Kinder aus der Familie Meyer. Das Aufbauen der Karussells war natürlich eine Knochenarbeit. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass die Familie Meyer beim Errichten des Pferdchenkarussels den Mittelmasten per Hand hochziehen musste. Dabei war jede Hilfe willkommen. Wenn die Kinder geholfen hatten bekamen sie von Franz Meyer eine Freikarte für eine Fahrt am Sonntag. Wir bekamen von den Eltern eine Freikarte für den ganzen Sonntag. Sie kostete 2 DM. Dann wurde so lange gefahren, bis einem schwarz vor Augen wurde. Damit war die Kirmes dann für den ersten Tag beendet.
Viele Freundschaften haben sich über Generationen gehalten. Als man vor einigen Jahren versuchte die Kirmes, die mittlerweile auch auf den Samstag ausgedehnt wurde, zu ändern, waren selbst die Schausteller dagegen den Kirmes Dienstag auf Montag vor zu verlegen.

Kirmessen gibt es nachweislich seit 936 n. Chr. Wie lange es die Emsbürener Kirmes gibt ist nicht genau bekannt. Sicher geht aus vorliegenden Urkunden des Richthofkaufes hervor, dass es bereits 1829 eine Kirmes in Emsbüren gab.
Auch aus der Kirmes haben die Emsbürener natürlich die ihnen eigenen Feste entwickelt. So ist am Abend vor dem Fest das sogenannte „Kirmeswagen zählen“. Die Kinder zählten in alter Zeit tatsächlich; aber die Erwachsenen zählten nur in den Kneipen entlang der Kirmesstrecke.
Heute ist das Zählen ein Bestandteil im Jahresablauf des Bürgerschützenvereins geworden. Man trifft sich auf der „Kreuzstraße (wo sonst), besucht und ehrt einen Schützenbruder mit dem Schützenvogel und geht dann zum gemütlichen Teil über.
Am Montag, wo ja bekannterweise keine Kirmes stattfindet, treffen sich die Schausteller zum gemütlichen Beisammensein. Auch das bekannte Panikorchester begleitet durch den Montagabend.

 

 


Wenn man sich in der heutigen Zeit die Fahrgeschäfte anschaut, ist man begeistert von so viel Technik, die in den Fahrgeschäften steckt.
(HH)

 

Historisches Dokument aus dem Jahr 1834 mit dem
Recht zum "Einsammeln des Stettengeldes auf der Emsbürner Kirmes"

(hier einsehen, Original liegt vor)

 

Kirmes in Emsbüren (1950/51)
Verfasser: nicht bekannt


Kalter Wind weht über Felder, die der Bauer längst gemäht.
Bunte Farbe schmückt die Wälder, und die Heide blüht noch spät.

Voll sind Küche, Keller Scheune, Schuppen Haus und Lagerräume.
Jetzt ist Zeit von allem Tun endlich einmal auszuruhn.

Alt und Jung und Mann und Weib freu'n sich schon seit langer Zeit,
denn als Lohn für alle Plage winken schöne Kirmestage.

Unser stilles kleines Büren ist voll großer Emsigkeit.
Vor den Fenstern und den Türen steh'n die Buden schon bereit.

Unsre Bäcker haben Torten wunderbar zurecht gemacht.
Kuchen gibt es alle Sorten, daß uns schier das Herze lacht.

Die Bonbons und Schokolade und den guten Pfefferkuchen,
Kinder es wär' wirklich schade, wolltet ihr das nicht versuchen.

Soll ich euch was gutes raten? Esst mal Würstchen fein gebraten,
oder Eis, so lecker süß, Kinder, wie im Paradies.

Nur ihr Männer, gebet Acht! Wählt Getränke mit Bedacht,
denn bei Bier und gutem Wein, lässt es sich recht fröhlich sein.

Ihr braucht euch nicht lang bedenken, in Emsbüren gibt's vierzehn Schänken,
wo die Jungen und die Alten ihre Kehlen nass behalten.

Kurz, es wird ein großes Fest, das Euch schnell vergessen lässt,
was an Arbeit, Not und Plage, Euch gequält so lange Tage.

Dann beim Klange froher Lieder, werdet freudige Menschen wieder.
Tanzt, kriegt auch der Schuh ein Loch, sagt zum Schluss Ihr: „ Schön war's doch“!
 


Hochzeitsbräuche: Kranzbinden, Röschenmachen, Hahnholen und die "Burenhochtied in alter Zeit"

Burenhochtied

„Du, Hinnerk, gift wat näiet“? „Nee, ick heb nix hört—doch, du use Noaber de will trauen. Un dat up'n Hoff. Dat giff ja weer ne Masse to doon för us Noabers“.

Ja, heute wird in einem Gasthof mit Saal nach dem Termin gefragt. Meistens soll es ja am Freitag sein. Man geht zum Standesamt, vielleicht auch noch zum Pastor. Man überlegt: "Wen müssen wir einladen?", Karten bestellen und versenden. Wenn dann die Termine stehen, wird das Essen bestellt. Daran hat sich meistens im Gegensatz zu früher nicht viel geändert. Suppe- Rindfleisch mit Zwiebelsoße und Salat- Lendchen, Rouladen, Geflügel, Kartoffel, Kroketten, Gemüse, verschieden Soßen, Gemüse,- Pudding und Eis.

Die Nachbarn, wenn man dann welche hat, oder der Freundeskreis binden einen Kranz, die Frauen machen Röschen. Am Abend vor der Hochzeit wird der Kranz aufgehängt. Hier und da wird auch noch ein Polterabend veranstaltet. Wenn dann der Tag gekommen ist, kann man davon ausgehen, dass alles läuft.

So eenfach was dat fröher nich. Denn Termin moss man sick utsöken und zwar dann, wann man dorvon utgoan konn, dat't Weer metspöllde. Also fünn de Burenhochtied in'n Sommer statt, wann dat Veh up de Wieske wör, un in'n Stall nich de meeste Arbäit was. Man moss ne Köckschke besorgen, de fört Etten toständig wass. Üm de Musik mossde die kümmern. Nu moss man de Noabers längs un er vertellen, dat man de Hochtied up'n Hoff fieren woll. De Noabers mossen sick de Tiet indeelen, denn et gaff ne Masse to doan. De Kerls mossen helpen den Hoff schoane to maken.- Dat dei jeden Hoff gut, denn et wör bis inne leste Ecke kecken un uprümt. Allet, wat man so upbewahrt hadde, aber nich brukte, kamm nu endlich up'n Müll. De Bur föng an de Dellendören un allet wat nich so recht gut mehr utsöch to strieken. Dat Veh was meest buten up de Wäde. Also wörden de Ställe widdelt (widdeln war das Streichen mit einer angemischten Kalkfarbe), de Gülle moss drut. Et föll richtich Arbäit an.
 
 
Gastebitter J. Tebbel in Aktion 1938
 
Denn nöchsten Noaber mossde los un de Löde inladen. He was de Gastebitter un moss extra een Gedicht utwendich lern'n, denn eenfach so inladen, dat göng nich. Sien Fahrzeug was een bunt geschückdet Rad. He trök nen schwatten Anzug an, sette sienen Zylinder up und füllde siene Schluckpulle. Denn beföhr he dat Gedicht upsegde, schenkte he eenen in. De Ingeladenen mossen em dann de Pulle wehr upfüllen. So was he mangs dage- un weckenlangs unnerweggens. Un gesund för de Leber was et sicher ok nich. Een paar dage off Wecken vör de Hochtied tröffden sick de Noabers dann up'n Hoff. Man moss ja nen Kranz maken. De moss utmett´t wern un soll ja länger wern as de von de anner Noabers, de nich to'düssen Hoff hörden. Ne Wecke för de Hochtied moss dat Grön besorgt wird´n. Nich to froh un nich to late. So, dat et an´n Hochtiedsdag noch frischk utsöch. De Frauen mossen de Röskes maken- mindestens tän Stück up nen Meter. De Röskes mossen froh genog ferrig sein. De lessten Dage för de Hochtied hadde de Köcksche dat seggen. Es moss Gemös putzt wern un de Ärpel mossen schällt wern, un zwar ömmerwiese. De Delle moss schruppt wern, den Platz för de Döre moss sauber wern. Alle konn'n nich up de Delle sitten. Lange Dischke Stöhle un Bänke brachte denn Bierverleger. De Dischke wörden deckt. Man blos met Unnerteller un Suppenteller. Dat Porzellan konn man sick bie Drees/Teupen utlehn'. Dat Besteck brachten de Ingeladenen sülves met. Dat harre de Frau inne Handtaschke. . In ganz olle Tietden föng de Hochtied meest all met Middagetten an. Endlich was de grote dag doar.

Dags förher wörde noch richtig Poltert. Poltern göng blos met Porzellan, dat brachde Glück, Glasscherben Unglück. Denn Kranz wörde uphangen un schmückt. Biet Uphangen brukte man öfters de Waterwoage (ne Pulle Schluck), dat denn Kranz ok liek höng.. An'n Hochtiedsdag brachte de nöchste Noaber den Brütigam met nen geschmückten Wagen noa de Brut. Doar wochten all de Noabers üm de Brud weg to scheeten. Et göng noa de Kerke. Dor wochte all de heele Hochtiedsgesellschaft. Inne Kerke wass et mucksmüsken still, denn man woll ja dat „JA“ metkriegen. Noa de Misse stönnen Noabers un Frönde Spalier. Up denn weg noan Huse konn et passeeren, dat de Stroatenklütkers 'n Seel Över de Stroate spannden. De Noaber, den Fahrer, moss dann enen utschenken, üm vörbie to kummen. An'n Huse ankummen wörde dat Brutpaar met Böllerschüsse begrüßt. Eene olle Melkdüppe moss herhollen. Innen Boden wörde 'n klänet Lock bohrt, de Deckel kamm ant lange Strick, inne Melkdüppe wörde Kabit un Water füllt. Den Deckel drupp, een Moment wocht, bis dat sick Kabitgase entwickelt harren. Met ne lange Bohnenspiele, ümwickelt mit nen Stück Linnen, wörde in Brand sett't. Wann man nu dat Für na de Melhdüppe höll gaft ne richtige Explosion. Den Knall konnsde kilometerwied hörn un dat etliche Moale. Nu konn de Hochtiedsfier lossgoan.
Met Musik, Dans un Dönkes över dat Brutpaar , vertellt van Frönde un Noabers, göng dat Fest bis inne frohen Morgenstunnen.

Utschloapen, dat was nich möchlik. Denn keggen 11.00 Uhr kammen de Hochtiedsgäste weer tosammen. Dat Hahnhalen was anseggt. Erstmoal wör probeert of denn Schluck un dat Beer noch schmeckden un off de Magen allet gut overstoan harre. Nu konn dat Hahnhalen losgoan. Olle Överlieferungen sägget, dat düt erste Etten van't Brutpaar ut't Öllernhus vannne Brut kamm.
 
Hahnholen in Leschede ca. 1940

Also förde man fröher met Perd un Wagen, later met'n Trecker un geschmückden Wagen not Öllernhus van de Brut, üm nen Hahn to halen. – Vandage halt man sick de Brut ja manchs van wieder wech un dann fört man eben met'n Bus.- Bie de Öllern wörde nu erst moal nen Hahn utkecken. Man moss ne ja ock noch infangen. Dat gaff meest all vull Plesseer, denn so hel nöchtern wassen de Kerls ja noch nich. Harre man den Hanh kreggen göng et em schlecht. He kreeg ok wat van denn Schluck met un was machs genau so dun as de meesten Kerls. Et wörde vull van de moie Hochtied sprocken un irgendwann göng et weer noa Hus hen. De Hochtied was ant End.

Das Hahnholen wird von Ort zu Ort etwas anders gestaltet. Der eigentliche Ursprung ist aber immer der Gleiche.
(HH)

 


De Hochtiedsnöger

Dat Rad moi schmück't met bunt Papier
Denn Fusel in de Fläschke,
denn Zeddel met de Namens drup
in seine Binnentäschke.
Dat Riemken för de Nögeräi
Heff he in'n Kopp.
Van'n Brüdigam un seine Brut
Harr he den Updrag krägen,
to nögen Unkels un de Tanten,
de Frönde un de Anverwandten.
So förd he over Stock
un Steen, de bunden Bänder waiht
an sienen Hot un Stock
jüst as de Wind sick draiht.
In jedet Hus no sienen Riem
Gifft enen för den Magen.
As Dank makt man de Pull weer vull
Näischierig kiekt de Blagen.
Ne heele Wecke durt dat mangs
Un nich blos sonn paar Dage.
De Hochtiednöger wird nu minner
Die Inladung kummp met de Post.
Ick finn, dat is vull schlimmer.

(HH)


 

Die Ostertage

Ein Bericht aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts:
Hier schreibt die Lehrerin Fräulein Röckener zu Palmsonntag, Karwoche und Ostern.
       
Anmerkung:
Bis weit in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts galt für die Lehrerinnen auch noch eine sogenannte "Zölibatspflicht".

 











 


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