Leschede




 Die Bilderbuchkarriere des Franz Rothkötter - aber nicht in Leschede!





                                                 Anm.: Am Flaschenzug Anna Ida Voss (siehe auch Lebenslauf unten)


Hier ein Verweis aus der Familiengeschichte Rothkötter / Voss aus der Zeit um die Jahrhundertwende bis zum 1. Weltkrieg
Lebenslauf der Anna Ida Voss, geb. Rothkötter


                                In diesem Mühlen- und Sägebetrieb in Leschede wurde Franz 1933 geboren.

Nach seiner Ausbildung als Müller mit dem Abschluss der Meisterprüfung kehrte er Ende der 50er Jahre nach “Läsken“ zurück.  

Seine wichtigste Erkenntnis aus der Ausbildungszeit war, dass die Mühlenbetriebe herkömmlicher Art auf Dauer nur geringe Überlebenschancen haben würden. Deshalb schlug er seinem Onkel Heinrich (nachfolgendes Bild) vor, einen Mischfutterbetrieb zu bauen. Die Pläne dafür hatte er schon in der Tasche. Dabei stieß er auf keine Gegenliebe.



Da entschloss sich Franz Rothkötter kurzerhand, weiter nach Norden zu ziehen, um sich dann in der Nähe von Meppen selbstständig zu machen.

                                 Das war der Anfang einer wohl einmaligen Firmenentwicklung in der Region.


Eine interessante Frage, die unbeanwortet bleiben muss:

Wie sähe es heute in Leschede aus, wäre Onkel Heinrich auf die zukunftsträchtigen Pläne seines Neffen Franz Rothkötter eingegangen?
 

                                                      Stände dann ein ähnliches Mischfutterwerk im Bürsker Kespel?


                                                        Ein Besuch bei Franz Rothkötter in Meppen - Versen
 



                                                   Der Lehrherr hat Nükke und Tögge scharf geahndet! 

Franz Rothkötter erzählt über seine Müllerlehre:

Die Ausbildung begann gleich mit einer dreimonatigen Abwesenheit von zu Hause. Das war völlig neu für mich und allein deshalb schon eine harte Probe. Aber mein Vater hatte mir mit auf den Weg gegeben: Wer ein vernünftiger junger Mann werden will, der muss es auch aushalten, ein Jahr selbst dem Teufel zu dienen!

Nun saß ich in der Badewanne und freute mich darauf, zum ersten Mal mit dem Zug wieder ins Heimatdorf Leschede fahren zu können. Da hörte ich meinen Lehrherrn laut rufen:Franz! Das konnte nichts Gutes bedeuten…

Ich zog mich blitzschnell an und rannte in die Mühle. Da erwartete mich der gestrenge Herr schon und nahm mich mit auf den Mahlboden, den ich gerade vorher auf seine Anweisung gesäubert hatte. Sein Finger zeigte auf ein kleines Häufchen Mehl, das ich wohl in der Eile übersehen hatte. Hastig fegte ich  es zusammen auf eine Schaufel, um noch den Zug nach zu Hause zu erreichen, was deutlich knapp werden würde.

Dann hörte ich draußen eine Autohupe. Ich rannte runter - da stand mein Lehrherr mit seinem Auto und laufendem Motor: Steig schnell ein, ich fahre dich zum Bahnhof.

Diese Haltung nannte man damals: Strenge, mit Güte gepaart!

Mein weiteres Leben wurde durch diese "besondere Lehre" in der Lehre mitgeprägt...

2 Fotos oben: Archiv H. Hölscher
2 Fotos unten: Archiv Robben

                                     

                                              Das Erfolgsrezept von Franz Rothkötter

 
Dieser Mann kann als ein Pionier des landwirtschaftlichen Futterwesens gelten.

Sein Erfolgsrezept war: Eigene Erfahrungen und Ideen zusammen mit den Mast- und Zuchtzielen der Neubauern in den neu kultivierten Moorgebieten im Rahmen des sog. Emslandplans in Einklang zu bringen und beständig weiter zu entwickeln.
Etliche dieser Siedler, die einheitlich 16 Hektar bekamen, waren ehemalige Heuerleute.

Es stellte sich bald heraus, dass diese Neubauern von den zu geringen Futtererträgen aus diesen zu eng bemessenen Flächen nicht leben konnten. In enger Zusammenarbeit mit Franz Rothkötter stockten viele der jungen Betriebe auf und waren nun auf zusätzliches Futter angewiesen.

Aus seinen Erfahrungen gab Franz Rothkötter nun den Ratschlag an die Landwirte: Macht keine Futtermischung aus eigenem Getreide und zugekauftem Ergänzungsfutter!

Nun bot die stark wachsende Firma die Übernahme der kompletten Getreideernte an und lieferte  passgenaues Fertigfutter mit Zugewinngarantie.

Im Jahr 1959 fuhr Franz Rothkötter knapp 2000 t Futter in Säcken aus, die er noch selbst schleppen musste. Heute werden pro Jahr in in den beiden großen Mischfutterwerken in Versen und am Eurohafen in Haren 1.000.000 t Mischfutter erzeugt.

Ein weiterer großer Sprung nach vorne - Sohn Franz -Josef ist mittlerweile in den Betrieb eingestiegen - war der Geflügelsektor. Zusammen mit interessierten Landwirten wurde der Bereich Hähnchenmast aufgebaut. Andere Hofbetriebe liefern die Bruteier, die in der betriebseigenen Emsland Brüterei in Dohren bei Herzlake dann die Hähnchen erzeugen, die zu den landwirtschaftlichen Mastbetrieben ausgeliefert werden.

Die fertig gemästeten Tiere werden dann in den Schlachtbetrieben in Haren und Wietze verarbeitet.

Heute bringt Rothkötter 300.000 Tonnen Hähnchen (Schlachtgewicht) pro Jahr in den Markt. Das entspricht einem Drittel der deutschen Produktion. 

Zusammengefasst kann man also sagen: Von der Haltung der Elterntiere über die Brüterei, die Herstellung des Futters und die Schlachtung bis zur Verarbeitung für Discounter oder Fast-Food-Ketten liegt alles in einer Hand. 


Heute hat dieser Betrieb ca. 2500 Beschäftigte an mehreren Standorten in Deutschland.

Im Jahre 2013 wurde die Milliardengrenze bei Umsatz überschritten, der 2009 noch bei 500 Millionen Euro lag.

Eine weitere besondere Errungenschaft der Rothkötter - Gruppe ist die Kindertagesstätte Küken & Friends. Sie wurde 2010 am Standort des Betriebes Emsland Frischgeflügel eröffnet und bietet 50 Betreuungsplätzen in zwei Krippen- und einer Kindergartengruppe.

Fazit:
Ein Lescheder, der mit Ideen und Tatkraft nach Norden auszog, weil man ihm in seinem Heimatort keine Chance bot, hat mit seiner Familie u. a. im Raum Meppen ein Futter - und Geflügelnahrungs - Imperium aufgebaut.



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